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THOMAS NEUMANN
Bild
aus der Serie: Unbuilt City: Postplatz II, 2007, Silber-Gelatine Print, 163 x 127 cm
Unbuilt City

Thomas Neumann

Eröffnung: Freitag, 07. März, 18 Uhr
08.03. - 19.04.2008
Dienstag - Samstag 12 - 18 Uhr
Wir freuen uns, mit der Ausstellung "Unbuilt City" die zweite Einzelausstellung des Düsseldorfer Fotografen Thomas Neumann in der Galerie präsentieren zu können.

Utopie lässt sich sowohl aus dem griechischen "eu-tópos" ableiten, was soviel wie "Glücksheim" heißt, als auch von "ou-tópos", was man mit "Nirgendheim" übersetzten könnte.
Thomas Neumann spürt dieser begrifflichen Ambivalenz anhand geplanter, gebauter und nicht gebauter Architektur nach. Wie bereits für seine Serie "Pictures from Utopia" (2003-2005), einer bildnerischen Analyse der sozialistischen Planstadt Eisenhüttenstadt, greift Thomas Neumann auch in seiner Serie "Unbuilt City" auf vorgefundenes Bildmaterial zurück. Diesmal findet er es in den Archiven der Dresdner Stadtplanung. Angeregt durch die heutigen urbanistischen Entwicklungen der Dresdner Innenstadt, begibt er sich auf die Suche nach den Planungen für dieses Areal in den 1950er Jahren, das nach der Zerstörung Dresdens während des zweiten Weltkriegs weitgehend neu konzipiert werden musste. Er stößt bei seinen Recherchen auf einen Fundus unrealisierter Pläne. Die Prager Straße wurde als "Fußgängermagistrale" in verschiedensten Entwürfen, Skizzen und Modellen geplant. In diesen Planungen hatte sich die Spät-Moderne auch in der DDR gegen die Vertreter eines originalgetreuen Wiederaufbaus durchgesetzt. Das damalige Dokumentationsmaterial der historischen Modelle liegt als Schwarzweiß-Negative oder -Abzüge vor, er digitalisiert es und stellt zunächst Ausdrucke in A3 her. Anschließend fotografiert er es analog, indem er förmlich mit der Kamera in die Modellstadt eintaucht: "Ich kann das Foto nicht betreten. Ich versuche in das Modell hineinzukommen, das gar nicht mehr da ist. Gern wäre ich ein Spaziergänger im Modell. Ich fotografiere flach und schräg, um die Perspektive eines Fußgängers zu treffen."
Das Ergebnis sind großformatige, Schwarzweiß-Fotografien mit extremen Kontrasten - abstrakt und verwirrend auf Grund der perspektivischen Verzerrung. Die Prints sind mit Magneten auf Metallplatten befestigt und werden durch die Flüchtigkeit der Präsentation erneut zu utopischen Entwürfen: das Bild vom Bild als analytisch-kritische Methode.

Formal ist die Serie neuer Fotografien aber auch als Weiterentwicklung seiner Arbeit "Distortions" (2005) zu sehen. Schon dort schienen phantastische Bauten im Bildraum zu schweben und waren doch nur abfotografierte und digital weiterbearbeitete Bauschilder oder architektonische Entwurfssimulationen aus Shanghai.
Seine Beschäftigung mit den Umbrüchen im modernen China führte im letzten Jahr zu Errichtung eines Denkmals für Eisenhüttenstadt im Zentrum der noch im Bau befindlichen Stadt Lingang im Süd-Osten Shanghais. Es ist eine am Reißbrett entworfene Hafenstadt - von dem Hamburger Architekturbüro gmp (von Gerkan, Marg und Partner) bewusst in die Tradition einer Idealstadt gestellt. Zentrum von Lingang New City ist ein kreisrunder See, um den die Stadtbezirke in konzentrischen Ringen angeordnet sind. Das im April 2007 subversiv aufgestellte Denkmal, auf der ebenfalls noch im Bau begriffenen Insel in der Mitte des Sees, ist lediglich 160 cm hoch und aus weiß gestrichenem Beton. Die Inschrift lautet: "Dieses Monument ist Eisenhüttenstadt gewidmet, einer Planstadt in Deutschland, erbaut im Jahr 1950." Mit seinem Denkmal setzt Neumann eine feine ironische Punktierung und hält gleichzeitig kritisch Distanz gegenüber diesem neuerlichen Traum von der "Neuen Stadt", der diesmal unter kommunistisch-kapitalistischen Vorzeichen geträumt wird. In einem 5 minütigen Video ist Thomas Neumanns Ansprache zur Einweihung des Monuments in Lingang dokumentiert.*

Thomas Neumann, geb. 1975 in Cottbus, lebt und arbeitet in Düsseldorf und Tokio.

* Diese Arbeit ist nicht Bestandteil der Ausstellung, kann aber auf Wunsch gerne in der Galerie eingesehen werden.

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